Christians Reisetagebuch April 2024
Liebe Freunde und Unterstützer des Haus der Sonne e.V.,
bald ist es wieder soweit - am 15. April 2024 startet mein Flug nach Kamerun. Auch in diesem Jahr werde ich zunächst in Yaounde, der Hauptstadt Kamerun, landen. Neben dem Besuch von Waisenhäusern, mit denen unser Verein kooperiert, sollen die in der Hauptstadt gestarteten Projekte besucht und der Fortschritt in Augenschein genommen werden.
So wurde der mittlerweile 4. Brunnen, den Haus der Sonne in Kamerun hat bohren lassen, fertiggestellt und soll im April 2024 offiziell in Betrieb genommen werden. Das Müll- und Umweltprojekt steht ebenfalls auf der Agenda. Danach wird es selbstverständlich nach Mbouda gehen, um unser Projekt "1 warme Mahlzeit" zu besuchen.
Vieles scheint wie immer, nur gibt es in diesem Jahr einen wesentlichen Unterschied. In diesem Jahr werde ich von einem Vereinsmitglied begleitet. Diese Begleitung war schon vor Jahren geplant, jedoch verhinderte Corona, dass Maik Scheef trotz Visum nicht nach Kamerun reisen durfte. In diesem Jahr wird Maik definitiv dabei sein. Die Aussichten, dass die Reise nach Mbouda deutlich weniger komfortabel wird als die nach Paris (siehe nachfolgende Fotos), konnten Maik nicht von seinem Vorhaben, mich zu begleiten, abhalten. Als langjähriges Mitglied möchte er sich selbst ein Bild von Land und Leute vor allem aber von unseren Projekten machen. Und er scheut sich auch nicht davor, selbst Hand anzulegen, wenn Hilfe benötigt wird. Selbstverständlich finanziert Maik seine Reise nach Kamerun genauso wie ich auch aus eigenen Mitteln.
Wir freuen uns beide sehr auf die gemeinsame Reise und werden in Kürze berichten.
Herzliche Grüße
Euer Christian
16.04.2024
Nachdem wir am Montag, den 15.04.2024, in Yaoundé gelandet sind, haben wir nach einer guten Dreiviertelstunde unsere Unterkunft erreicht. Aufgrund der anstrengenden und langen Reise haben wir uns dazu entschieden, uns den ganzen Tag erst einmal zu erholen und die Stadt Yaoundé zu erkunden. Währen dessen konnte ich (Maik) mir schon einen guten ersten Eindruck über die Hauptstadt machen. Dabei ist mir direkt aufgefallen, dass die Stadt deutlich grüner ist als erwartet.
Auch die Menschen sind alle sehr gastfreundlich und überhaupt nicht skeptisch gegenüber ausländischen Besuchern, sondern eher neugierig. Hier merke ich direkt, dass in Afrika eine ganz andere Kultur vorherrscht. Trotzdem sieht man auf den ersten Blick leider auch, dass einzelne Stadtteile wirklich sehr arm sind. Bettelnde Kinder oder heruntergekommene Wellblechhütten als Wohnungen sind bedauerlicherweise keine Seltenheit. Die Darstellung, die man aus den Medien kennt, ist also (leider) nicht verzerrt. Das zeigt nur, dass gerade solche Länder noch viel Unterstützung benötigen.
Gestern ging es dann schon direkt an die Vereinsarbeit. Am Dienstag, den 16.04., haben wir in Yaoundé zusammen mit dem kamerunischen Vertreter vom Haus der Sonne zwei Motorräder gekauft. Durch den Kauf der beiden Motorräder werden nicht nur die lokalen Händler unterstützt, sondern es wird ebenfalls unser Müllentsorgungsprojekt vorangetrieben. Damit können Jugendliche ihr eigenes Geld verdienen und gleichzeitig bei der Bekämpfung der noch immer anhaltenden Müllproblematik in Kamerun mithelfen. So wird nicht nur den einzelnen Jugendlichen geholfen, sondern auch der Umwelt. Die beiden Motorräder können von uns am nächsten Tag abgeholt werden.
Liebe Grüße
Christian und Maik17.04.2024
Am Mittwochmorgen, den 17.04.2024, ging es für uns zunächst in ein Dorf, welches sich außerhalb von Yaoundé befindet. In dem kleinen Dorf, das den Namen Nsili trägt und mit dem Auto ungefähr 40 Minuten vom Randbezirk Yaoundé‘s entfernt liegt, wurde vom Haus der Sonne bereits ein Landwirtschaftsprojekt finanziert. Hierdurch sollten die armen Bewohner die Chance erhalten, Obst und Gemüse anbauen zu können, um dieses zu verkaufen und deren Lebensunterhalt zu finanzieren. Dort haben wir überprüft, inwieweit sich der Stand im Vergleich zum letzten Jahr verändert hat. Erfreulicherweise hat sich schon einiges getan und auf dem insgesamt zwei Hektar großen Feld werden bereits verschiedene Sorten von Obst und Gemüse angepflanzt. Darunter sind auch einige Maispflanzen, Bananen- und Mangobäume sowie Chilis, die sich noch in der Wachstumsphase befinden.
Neben dem Landwirtschaftsprojekt sollte in diesem Dorf ein Brunnen errichtet werden. Da wir bei der Besichtigung jedoch festgestellt haben, dass dort bereits zwei Brunnen existieren, wurde dieser Vorschlag verworfen. Wir werden im Laufe der nächsten Tage nach einem geeigneteren Ort für die Neuerrichtung des fünften Brunnens suchen.
Am Nachmittag sind wir dann nochmals zu dem Händler der Motorräder gefahren und haben diese, wie bereits gestern angekündigt, abgeholt. Die Motorräder werden jetzt noch mit unseren Logos versehen und danach beim Straßenverkehrsamt zugelassen. Damit kann unser Müllentsorgungsprojekt bereits in wenigen Tagen bzw. Wochen starten.
Liebe Grüße
Christian und Maik
18.04.2024
Gestern waren wir zunächst bei der kamerunischen Zulassungsstelle, um die gekauften Motorräder (Lastendreiräder) zuzulassen. Problematisch war dabei, dass der nächste freie Termin erst am kommenden Dienstag ist. Da wir zu diesem Zeitpunkt schon in Mbouda sind, wird der kamerunische Vertreter vom Haus der Sonne den Zulassungstermin wahrnehmen und uns, sobald er am Donnerstag ebenfalls in Mbouda ankommt, über den Verlauf des Termins informieren. Momentan müssen die Jugendlichen ein Konzept erarbeiten und vorlegen, bevor sie die Motorräder bekommen.
Desweiteren mussten wir alle Nachweise über die Verwendung der aus Deutschland überwiesenen Gelder für die einzelnen Projekte zusammenstellen. Wegen der neuen Auflagen zur Bekämpfung der Geldwäsche verlangte die Bank, dass unsere kamerunischen Vertreter diese Nachweise übergeben müssen, bevor die Bank die Gelder freigibt. Die Überprüfung der Richtigkeit der Nachweise hat leider sehr viel Zeit in Anspruch genommen.
Zum Abschluss des Tages haben wir noch die restlichen bestellten T-Shirts bzw. Polo-Shirts mit unserem Haus der Sonne Print abgeholt und bezahlt.
Liebe Grüße
Christian und Maik
19.04.2024
Am 19.04. waren wir als erstes im Rathaus,
um die Gegebenheiten der vorgeschlagenen Orte für das Brunnenbau-Projekt zu
überprüfen und um den stellvertretenden Bürgermeister über unser
Müllentsorgungsprojekt zu informieren. Er fand die Idee und unser Vorhaben sehr gut
und wollte uns sofort weiterhelfen. Nachdem wir alles geschildert haben, hat er
uns vorgeschlagen, dass die Stadt uns dabei unterstützen kann, um für die
Errichtung des Brunnens geeignete Orten zu finden. Christian betont, dass diese Orte wirklich nur dort sein
sollen, wo derzeit noch kein Brunnen installiert wurde, wo die Bevölkerung in
Not ist und wo noch keine Wasserleitungen von der Staat verlegt worden sind.
Der Termin für die Besprechung der möglichen Standorte sollte am kommenden
Montag sein. Da wir zu diesem Zeitpunkt schon in Mbouda sein werden, hat
Christian den Termin um eine Woche nach hinten verschoben. Dann sind er und der
kamerunische Vertreter des Haus der Sonne wieder in Yaoundé und werden den
Termin ohne mich (Maik) wahrnehmen. Außerdem hat der
stellvertretende Bürgermeister uns für unser Müll und Umwelt-Projekt erklärt,
zu welcher Mülldeponie die Jugendlichen den gesammelten Müll zur Entsorgung
bringen sollen, damit das Projekt auch wirklich einen Nutzen hat. Danach haben wir den kamerunischen Vertreter und einen
der Bevollmächtigten des Vereins begleitet, um das freigegebene Geld bei der
Bank abzuholen.
Das Highlight des Tages war jedoch, dass wir am
Nachmittag ein Waisenhaus besucht haben. Dafür haben wir den ganzen Mittag über
Spielzeuge, Nahrungsmittel, Hygieneartikel und Trinkwasser besorgt. Danach trafen wir uns mit ehemaligen
Taekwondo Schülern von Christian, die sich freiwillig gemeldet hatten, um uns
bei dem Besuch zu begleiten und zu unterstützen. Als wir am Abend das
Waisenhaus besucht haben, merkte man direkt, wie froh die Kinder darüber waren,
dass wir gekommen sind. Leider konnten nicht alle Kinder anwesend sein, da sie
noch in der Schule waren.
Wir wurden herzlichst mit einem Willkommenslied begrüßt
und haben der Leiterin danach alle Sachen für die Kinder überreichen
dürfen. Die Kinder waren von den Spielsachen begeistert und haben sich riesig
über unsere Spende gefreut. Obwohl die Waisenkinder auf dem ersten Blick
keine guten Lebensumstände haben, merkt man doch, dass sie sich bei ihrer
Pflegemutter sehr wohlfühlen.
Nachdem wir die Spenden überreichten, haben ein
Schüler von Christian, der gleichzeitig bei der deutschen Botschaft angestellt
ist und mein Übersetzer war, der kamerunische Vertreter, die Pflegemutter der
Waisenkinder und Christian selbst einige Worte zu der Situation gesagt.
Christian betonte dabei, dass der Verein für dieses Waisenhaus jedes Jahr eine
Spende von 1.000 € zur Verfügung stellen wird, solange es möglich ist.
Während dessen haben die Kinder immer wieder ein „Dankeschön“ gesungen, um uns
Ihre Freude und Dankbarkeit zu zeigen. Die Pflegemutter betonte bei ihrer Rede, dass Sie sich insgesamt um 97
Waisenkinder kümmert und unendlich froh darüber ist, dass wir sie nun schon das
zweite Mal besucht haben. Sie hatte nämlich nicht damit gerechnet, dass jemand
so gütig ist und sich zwei Jahre lang in Folge um ihre Waisenkinder kümmert.
Sie
erzählte zudem, dass Sie zurzeit leider zwei Waisenkinder (Zwillinge) hat, die
an einer seltenen Sichelzellenkrankheit (Drepanozytose) leiden. Dabei handelt
es sich um eine schwere Blutkrankheit, die bei Nichtbehandlung zu ernsthaften
Komplikationen und zum schnellen Tod führt. Die beiden Kinder brauchen aufgrund
der Krankheit eine besondere und teure Therapie. Eines der Zwillinge konnte
deswegen auch nicht an dem Treffen teilnehmen, da es noch krank in seinem Bett
lag (siehe Foto). Das war auf alle Fälle das traurigste Erlebnis unseres
Besuchs. Falls sich jemand für die beiden Kinder einsetzen möchte, kann er sich
gerne bei Christian oder unter info@hausdersonne-kempen.de
melden. Wir würden uns darüber sehr freuen.
Christian und Maik
20.04.2024
Zuerst haben wir mit einem Techniker und dem Sprecher des
Stadtviertels Ngousso über einen Kostenvoranschlag für den Bau einer kleinen
Brücke gesprochen. Der Sprecher hatte Christian von dem Anliegen des
Infrastrukturprojekts berichtet, da sich diese hierdurch erheblich verbessern
würde. Das Projekt wurde bereits in Deutschland im Vorstand besprochen,
allerdings benötigten wir noch detailliertere Informationen. Die Brücke ist
deswegen notwendig, da in diesem Stadtviertel keine echten Straßen existieren.
Das bedeutet, dass die Wege, auf denen die Autos fahren, bei starken
Regenzeiten nicht mehr befahrbar sind. Den Kostenvoranschlag wird Christian mit
nach Deutschland nehmen und intern beim Haus der Sonne mit den restlichen
Vorstandsmitgliedern durchsprechen. Den Grund des Anliegens kann ich nur
bestätigen. Durch den Regen der letzten Monate hat man schon deutlich gesehen,
wie einzelne Teile der Wege weggespült worden sind, was das Fahren erheblich
beeinträchtigt bzw. teilweise unmöglich macht.
Danach haben wir uns auf die heutige Einweihung des 4.
Brunnens in einem ärmeren Stadtviertel Yaoundés (Emana) vorbereitet, dessen
Fertigstellung im letzten Monat war. Da solche Einweihungen hier als eine große
Besonderheit mit einer damit verbundenen Feier angesehen werden, haben wir noch
einige Getränke für die Einweihung besorgt. Die Kosten dafür wurden alle privat
von Christian übernommen, da die Einweihungsfeier selbst nichts mit dem
eigentlichen Projekt zutun hat.
Als wir uns auf dem Weg zu dem Stadtteil Yaoundés machten,
in dem der Brunnen errichtet wurde, wurde mir schnell bewusst, wie
unterschiedlich die einzelnen Stadtteile in Yaoundé aufgebaut sind. Die
Hauptstraßen auf dem Weg waren weitestgehend sehr modern und annähernd
vergleichbar mit europäischen Straßen. Auch einzelne Häuser sahen modern und
von außen gut ausgestattet aus. Sobald wir jedoch von der Hauptstraße abgebogen
sind, um in den Kern Emanas zu fahren, waren überhaupt keine Straßen mehr
vorhanden. Auch die einzelnen Häuser waren wieder sehr heruntergekommen und für
europäische Verhältnisse unbewohnbar. Auch bei der Stadtplanung wurden keine Leitungen o. ä. berücksichtigt, da
nicht davon ausgegangen wurde, dass die Bevölkerung so schnell wachsen würde.
Als wir am Brunnen angekommen sind, waren schon viele der
Bewohner anwesend. Zur Einweihung hat zu Beginn der Besitzer des Grundstücks,
auf dem der Brunnen errichtet wurde, ein paar Worte gesagt. Danach haben sich
die Sprecher des Stadtviertels bei dem Haus der Sonne bedankt. Sie haben
außerdem erzählt, dass sie sehr dankbar für diesen Brunnen sind, da es in dem
gesamten Stadtviertel ansonsten kein Wasser gibt. Die Leute, die sich also kein
Wasser kaufen können, müssen in den starken Trockenzeiten häufig ins
Krankenhaus, da sie dehydrieren.
Im Anschluss haben noch sowohl der kamerunische Vertreter
als auch Christian eine kurze Rede zu der Errichtung des Brunnens gehalten.
Dabei haben beide betont, dass es nun auch in der Verantwortung der Bewohner
liegt, sich um die Wartung und die Funktionstüchtigkeit des Brunnens zu
kümmern. Dies ist den beiden ein großes
Anliegen, da der Brunnen von einem einzelnen Spender vom Haus der Sonne aus
Deutschland finanziert wurde.
Zum Abschluss hat ein Priester eine Predigt gehalten und
sich auch im Namen aller Bewohner für dieses Geschenk bedankt. Im Laufe der
Einweihung wurde uns nochmals klar, dass eine für europäische Verhältnisse
Selbstverständlichkeit, wie frisches Trinkwasser, in großen Teilen Kameruns
noch ein seltenes Gut darstellt und die Leute unendlich dankbar dafür sind,
wenn man ihnen dieses zur Verfügung stellen kann.
Nachdem die Reden gehalten wurden, haben Christian und
der kamerunische Vertreter ein Glas Wasser vom Brunnen getrunken, um zu zeigen,
dass es sich wirklich um frisches Trinkwasser handelt. Danach wurden alle
Anwesenden noch zu einem kleinen Imbiss eingeladen, der von den Bewohnern des
Stadtviertels als Dank vorbereitet wurde.
Dort haben wir ebenfalls einen Anwohner getroffen, für
den wir im Zuge unseres Nutztierprojektes Ziegen gekauft haben. Er erzählte
uns, dass eine der Ziegen schon zwei Jungtiere zur Welt gebracht hat. Eine
weitere Ziege ist zurzeit tragendr. Von der tragenden Ziege werden wir eines
der Jungtiere zu einem guten Kurs abkaufen können, um dieses jemand anderem als
Nutztier zur Verfügung stellen zu können.
Durch die Einweihung des Brunnens wurde mir klar, dass
die Realisierung des Projektes zwar den Kern der Arbeit vom Haus der Sonne
darstellt, doch auch, dass die gesamte Vor- sowie Nachbereitung, inklusive
unseres Besuchs bei der Einweihungsfeier, zusätzlich sehr viel Zeit in Anspruch
nimmt.
Christian und Maik
21.04.2024
Am Sonntag den 21.04. haben wir uns am Vormittag kurz mit einem Ingenieur und Architekten getroffen, um unsere Planung für den Bau des Kinderheims mit Bildungszentrum voranzutreiben und den weiteren Verlauf zu besprechen. Der Architekt hatte dem Vorstand bereits erste Pläne und einen Kostenvoranschlag eingereicht, war aber bis vor kurzem noch für sechs Monate für ein Praktikum in Kanada.
Wir haben nun besprochen, dass die Beiden uns alle Unterlagen für jeden einzelnen Bauabschnitt und pro Bauabschnitt einen Preis nennen soll, in denen jeweils alle Bestellspezifikationen, die Vergabeaufschläge, Bauaufsichtskosten sowie Abnahmekosten enthalten sind. Wir haben festgehalten, dass wir uns für die Ermittlung der Preise erst einmal zusammen mit einem Geotechniker um die Analyse der Beschaffenheit des Bodens innerhalb des Grundstücks kümmern werden. Außerdem haben wir noch über die ausstehende Rechnung diskutiert. Da der Architekt die letzten Monate nicht in Kamerun war, konnte er diese noch nicht offiziell stellen. Er wird uns diese so schnell wie möglich zukommen lassen.
Viele Grüße
22.04.2024
Am Montag, den 22.04., sind wir um 5 Uhr morgens nach
Mbouda gefahren (wie bereits im Vorfeld angekündigt). Die Fahrt dauerte
ungefähr fünf Stunden. Hierdurch konnte man während der Fahrt einen guten
Einblick in andere Orte Kameruns erlangen. Auffällig war auch, dass der gesamte
Weg über sehr grün war und dass im Westen Kameruns viele Berge sind. Auf dem
Weg nach Mbouda haben wir auch noch einen beeindruckenden Wasserfall gesehen.
Nach der Durchsprache haben wir für unsere
hilfsbedürftigen Kinder und Jugendlichen Brot gekauft. Als die Kinder aus der
Schule zurückgekommen sind, haben sie Nachhilfeunterricht bekommen. Dabei haben
wir uns zusammen mit deren Nachhilfelehrer um sie gekümmert. Direkt nach der
Nachhilfe bekamen alle Kinder eine warme Mahlzeit. Es gab Nudeln und dazu das
Brot, was wir gekauft hatten. Die Freude war bei allen Kindern riesig.
Viele Grüße
Christian und Maik23.04.2024
Nach einem Tag in Mbouda habe ich bereits festgestellt,
dass es hier morgens und abends kühler ist als in Yaoundé und die Straßen ganz
neu gemacht wurden und nicht mehr so staubig sind, wie ich es erwartet habe. In
Yaoundé hatte ich immer wieder gemerkt, wie manche Menschen Christian anders
behandelten und ihm gegenüber noch mehr Respekt zollten. Hier in Mbouda stelle
ich fest, dass das nicht anders ist. Meine Neugier bringt mich dazu zu
erfahren, dass er sich hier nicht nur für die Menschen einsetzt, sondern auch
der Nachfahre einer adeligen Familie aus Mbouda ist und noch heute eine sehr
bemerkenswerte Position hat. Darum freuen die Leute und Kinder umso mehr, dass
er sich für sie ehrenamtlich engagiert.
Heute steht vieles auf dem Programm. Nach dem Frühstück
sind wir zuerst in ein weiteres Dorf in Mbouda namens Bangang gefahren, um
einen Heilpraktiker zu besuchen. Da Christian immer noch extreme
Rückenschmerzen hat, wollte er wissen, ob der Heilpraktiker ihm helfen kann. Ich selbst habe auch schon länger Ellenbogenschmerzen und
bin deswegen mitgefahren. Dort angekommen, haben wir unsere Probleme geschildert
und der Heilpraktiker meinte, dass die Behandlung nicht so einfach wäre, weil
wir nur noch knapp eine Woche da sind und diese eigentlich viel länger andauern
würde.
Nach der Behandlung ging es weiter mit dem Besuch einer
unserer Partnerschulen in Mbouda-Bamougong. Hier steht einer der Brunnen, die
vom Haus der Sonne fertiggestellt wurden. Aufgrund dessen, dass unser
Werbebanner durch ein starkes Unwetter beschädigt wurde, haben wir ebenfalls
ein neues machen lassen. Bei der späteren Begutachtung des Banners fiel uns
auf, dass noch nicht alles richtig gemacht wurde, weswegen wir dieses
reklamieren mussten.
Die Kinder, Lehrerinnen und Lehrer waren sehr froh über
unseren Besuch und stolz darauf, uns den vom Verein finanzierten Schulgarten
präsentieren zu können. Es handelt sich hier um einen riesigen Garten, der zu
einem unserer Landwirtschaftsprojekte gehört. Hier werden Mais, Bohnen,
Kartoffeln und Yams angepflanzt.
Christian betont, dass es das Ziel dieses Projekts ist,
Schülern den Lebensmittelanbau näher zubringen. Er sagt, dass Kinder wissen
müssen, wie die Lebensmittel, die sie zu essen bekommen, angebaut werden.
Christian: „Wer weiß, vielleicht inspiriert sie das später und macht sie in
diesem Bereich selbstständig.“
Nach diesem Besuch gingen wir für eine
Aufklärungsarbeit in die einzelnen Klassen. Christian sprach über das harte
Leben und gab den Kindern Ratschläge. Am Ende gingen wir alle in das Büro der Schulleiterin.
Dort bedankte sich das Kollegium nochmal herzlichst für unseren Besuch und
unsere Unterstützung und sprach auch von weiteren Probleme, wie dem Stand der
Toiletten usw., bei denen sie Unterstützung brauchen. Hierzu wird ein Kostenvoranschlag gemacht und dem
Vorstand eingereicht. Am Ende der Rede bedankt sich Christian und sagt, dass
alles in Deutschland im Vorstand diskutiert wird und dass der Verein nur dann
helfen kann, wenn genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.
Danach fuhren wir zu einem Kloster außerhalb Mboudas, wo
in dem Kloster selbst auch ein Waisenhaus ist. Hier wollten wir die
Ansprechpartnerin kennenlernen, um zu schauen, welche Hilfe der Verein den
Kinder dort anbieten kann. Zuvor hatte der Vorstand 1000 € für solch einen
Zweck zur Verfügung gestellt. Wir haben uns dabei für dieses Waisenhaus
entschieden, da sich der Ansprechpartner eines der beiden geplanten
Waisenhäuser aus Yaoundé erst nach unserem vorgeschlagenen Termin
zurückgemeldet hat. Zudem wollte er, dass wir erst an diesem Donnerstag
vorbeikommen, wo wir jedoch schon lange in Mbouda sind.
Mit der Leiterin des Waisenhauses, die gleichzeitig Nonne
ist, haben wir besprochen, wie wir den Kindern dort am ehesten helfen können.
Dabei kam heraus, dass das Waisenhaus keine staatliche oder kirchliche
Unterstützung erhält und dass Nahrungsmittel, die sich lange halten, am
sinnvollsten wären. Nach unserem Gespräch bedankte sich die Leiterin und sagte,
dass sie sich sehr auf unseren morgigen Besuch zusammen mit unseren Kindern
freuen würde.
Daraufhin haben wir mit dem Nachhilfelehrer auf dem Markt
in Mbouda für morgen alle notwendigen Lebensmittel und Hygieneartikel
eingekauft. Einige Spielsachen hatten wir schon in Yaoundé besorgt. Diese
werden wir morgen ebenfalls verteilen.
Nachdem wir wieder zuhause angekommen sind, waren auch
schon alle Kinder beim Nachhilfeunterricht. Dort haben wir uns wieder um das
„1 warme Mahlzeit Projekt“ gekümmert. Mir ist dabei aufgefallen, dass die Küche
dank der Spenden ziemlich gut eingerichtet ist und dadurch ohne Probleme in
ausreichenden Mengen gekocht werden kann. Die
Kinder waren wieder sehr begeistert und freuten sich. Außerdem ist mir aufgefallen, dass der erste gebaute
Brunnen des Vereins, der direkt an der Einrichtung steht, viel benutzt wird.
Die Kinder kommen während der Öffnungszeiten regelmäßig vorbei, um sich
frisches Wasser zu besorgen.
Zum Abschluss des Tages haben wir uns noch ein weiteres
Landwirtschaftsprojekt in Bameboro angeschaut. Hier werden Erdnüsse, Tannia
Planzen, Mais, Kartoffeln und
Kidneybohnen angebaut. Wir fuhren wieder zurück, als es schon dunkel
war.
Viele Grüße
Christian und Maik
24.04.2024
Heute morgen haben wir für unseren Besuch beim Waisenhaus einen großen Reisebus mit 70 Plätzen inklusive Chauffeur gemietet, der uns von 15:30 Uhr bis 17:30 Uhr zur Verfügung stehen wird. Danach haben wir unsere zweite Partnerschule in Mbouda-Bameboro besucht. Genau wie gestern, haben wir in den einzelnen Klassen Aufklärungsarbeit geleistet und die Kinder gleichzeitig über Deutschland und unseren Vereinsarbeit sowie Aktivitäten informiert. Man merkte, dass sich die Kinder sehr über unseren Besuch gefreut haben und dass sie sehr interessiert waren, da wir aus Deutschland kommen.
Nachdem wir in allen Klassen waren, haben wir uns zusammen mit dem Schuldirektor das dort vorhandene Gartenprojekt angeschaut. Glücklicherweise waren die Kinder gerade dabei, sich um den Garten zu kümmern. Hier werden hauptsächlich Kartoffeln und Erdnüsse angepflanzt. Der Schuldirektor hat uns zum Schluss auch noch über sein Anliegen berichtet. Da die Toilette nicht mehr benutzbar ist, würde er sich wünschen, dass der Verein Haus der Sonne die Schule hierbei unterstützt. Christian sagte, er wird das Thema im Vorstand auch besprechen, sobald ein Kostenvoranschlag vorliegen würde. Aber versprechen kann er die Hilfe nicht, denn denn diese kann nur angeboten werden, wenn der Verein auch genügend Mittel dafür hat und die Mehrheit des Vorstands sich dafür entscheidet. Der Schuldirektor versprach, sich darum zu bemühen noch bevor wir wieder zurück nach Deutschland reisen und hofft auf eine positive Rückmeldung.
Nachdem unser Schulbesuch zu Ende war, haben wir überprüft, ob die in dem gleichen Dorf vom Verein finanzierten Nutztierprojekte erfolgreich verlaufen. Dafür haben wir uns mit dem zuständigen Koordinator getroffen, der alle Nutztiere und Landwirtschaftsprojekte vor Ort koordiniert und überwacht. Der Verein hatte, auch wie letztes Jahr, bereits einen Vorschuss in Höhe von 5.000 € zur Verfügung gestellt. Dieses Geld ist für mehrere Dorfbewohner, die sich für das Nutzierprojekt interessieren, jedoch bis jetzt noch keine Hilfe dafür bekommen hatten.
Bei den ersten Tieren angekommen, haben wir direkt gesehen, dass die Projekte sehr gut verlaufen und dass sich die Leute ausgiebig und gut um die Tiere kümmern. Dabei haben wir uns Ziegen, Hühner, Schweine, Gockel usw. angeschaut. Der Tierhalter hat uns außerdem gezeigt, wie er es dank unserer finanziellen Unterstützung geschafft hat, die einzelnen Prozesse zur Herstellung des Futters für die verschiedenen Nutztiere zusammenzustellen. Das Futter wird jetzt in seinen Hallen für alle herstellt, gelagert, den anderen kostenlos zur Verfügung gestellt und übergeben. Insgesamt freut es uns zu sehen, dass die einzelnen Tierhalter vom Projekt gut miteinander auskommen.
Der Verein bittet sie deswegen darum, dass sie die Nutztiere und ihre Jungtiere untereinander fair aufteilen. Das bedeutet, dass die Tierhalter, die schon viele Nachkommen bekommen haben, welche davon an andere Dorfbewohner für einen fairen Preis abgeben sollen. Wir selbst haben für die Verteilung untereinander aktuell keine Zeit mehr.
Nachdem wir wieder an der Einrichtung des Haus der Sonne angekommen und alle Kinder aus der Schule zurückgekommen sind, haben wir die Nachhilfestunde und die Hausaufgabenbetreuung ausfallen lassen und uns nach der warmen Mahlzeit auf unseren Ausflug zu dem Waisenhaus vorbereitet.
In den letzten Wochen hatte unser eigener Schneider Bertin, der von uns Spenden im Wert von 2000 € erhalten hat, bereits für jeden eigene Kleidung genäht. Dadurch konnten wir alle Kinder einkleiden und gleichzeitig das Schneideratelier unterstützen. Die Kinder freuten sich riesig über die Kleidung und auch darüber, dass wir zusammen einen Ausflug machen, da sie solche Ausflüge nur maximal 1 x pro Jahr machen können.
Am Kloster angekommen wurden wir herzlich von zwei Nonnen empfangen und zu dem Waisenhaus gebracht. Dort angekommen haben wir zuerst all unsere eingekauften Lebensmittel, Hygieneartikel und Spielsachen ausgepackt. Während wir die Sachen ausgepackt haben, erzählte uns eine der Nonnen von dem tragischen Schicksal eines der Waisenkinder. Sie berichtete, dass das Kind in einer Mülltonne gefunden wurde, was für jeden Anwesenden schockierend war mit anzuhören. Man kann nur dankbar sein, dass sie das Baby rechtzeitig gefunden haben und ohne zu zögern direkt bei sich aufgenommen haben.
Um das Waisenhaus darüber zu informieren, wieso wir gekommen sind, haben wir eine kleine Rede gehalten. Christian erzählte dabei, wer wir sind, woher wir kommen und was der Verein Haus der Sonne genau macht. Er berichtete außerdem von seinem Leben, den Menschen, die ihm geholfen haben und auch von denen, die an sein Projekt „Haus der Sonne“ geglaubt haben und ihn bis heute unterstützen. Auch erzählte er, was er über die letzten Jahre und Jahrzehnte für ein Mensch geworden ist und über die Dankbarkeit, die er in sich trägt. All das sind für ihn seine Motivation und seine Kraft. Er bedankt sich bei den Nonnen, allen Mitarbeitern des Waisenhauses und den Helfern vom Haus der Sonne für deren Engagement. Er appelliert an alle Kinder und Jugendlichen, an sich selbst zu glauben, nie aufzugeben, stark zu bleiben und seine Ziele nie aus den Augen zu verlieren.
Zum Schluss seiner Rede sagte Christian, dass die gesamte finanzielle Unterstützung des Verein sei 1.000 € gewesen und bittet den Lehrer, der die Einkäufe eingeleitet hat, sich kurz zusammen mit der Nonne hinzusetzen und für die Transparenz den Rest der Mittel zu übergeben.
Auch ich habe den Kindern ein paar Worte mit auf den Weg gegeben, was Christian für mich übersetzt hatte. Zuerst habe ich über meinen ersten Eindruck von Kamerun gesprochen; sowohl über die positiven Punkte, wie die schöne Landschaft und die Gastfreundlichkeit, als auch die negativen, wie die flächendeckende Armut, die es so in Europa kaum gibt. Außerdem habe ich betont, dass wir zwei zwar stellvertretend für das Haus der Sonne vor Ort sind, aber dass dahinter eine Vielzahl an Mitgliedern steckt, die alle selbst hart dafür arbeiten, um solchen Ländern wie Kamerun finanzielle Unterstützung geben zu können. Ich beendete die Rede mit einem Dank an Christian, ohne dessen riesiges Engagement es den ganzen Verein und somit auch die Spenden gar nicht geben würde. Deswegen sagte ich den Waisenkindern, dass ich mir wünschen würde, dass sie diese Spenden mit Wertschätzung und Dankbarkeit entgegennehmen.
Im Anschluss haben wir Spielsachen an die Kinder verteilt. Jedes Kind durfte dabei aus einem Beutel zwei kleine Spielzeuge ziehen. Den Rest an größeren Spielsachen, wie Puppen oder Plüschtiere, haben wir so an die Kinder verteilt. Über die Sachen haben sich die Kinder riesig gefreut. Als Dank haben sie auch noch für uns gesungen und sich nochmals für unseren Besuch bedankt.
Wieder zuhause angekommen haben wir uns noch etwas um einige unserer eigenen Kinder gekümmert.
Viele Grüße
Christian und Maik25.04.2024
Heute konnten wir endlich mit dem Geotechniker die
geplante Messung bzw. Analyse des Bodens für den „Campus“ durchführen. Dafür
kamen zwei Geotechniker extra aus Yaoundé nach Mbouda gefahren. Bei dem
Grundstück angekommen, haben wir sofort gemerkt, dass die Messung deutlich
aufwendiger ist, als vorher gedacht. Es dauerte ungefähr eine Stunde, bis die
ganze Ausrüstung installiert war, um die erste Messung durchzuführen. Die
Messung selbst dauerte ebenfalls nochmal gut 30 Minuten. Da der Boden nicht
überall gleich ist, mussten an vier Punkten Messungen für das Kinderheim und
ebenfalls vier für das Bildungszentrum durchgeführt werden.
Damit wir keine
Zeit verlieren, sind wir nach der ersten Messung schon weitergefahren, um uns
noch ein weiteres Landwirtschaftsprojekt anzuschauen. Die Besonderheit bei
diesem Landwirtschaftsprojekt liegt darin, dass das gesamte Grundstück als
Gemeinschaft gebaut wurde (wie auch das Grundstück von Christian, auf dem das
Kinderheim errichtet wird). Das gesamte Grundstück gehört Christian und seiner
Familie. Er stellt das Grundstück kostenlos zur Verfügung und gleichzeitig wird
auch das Saatgut finanziert, damit die Bauern von dem Angepflanzten leben
können. Ein Teil davon bekommt das Haus der Sonne für das Projekt „eine warme
Mahlzeit.“ Auf dem Grundstück werden vor allem Mais, Kidneybohnen,
Wassermelonen, Kartoffeln und Tannia angepflanzt. Dabei habe ich erfahren, dass
die Bambusbäume, die dort stehen, schon mindestens 200 Jahre alt sind und zur
lokalen Weinherstellung genutzt werden. All das ist ziemlich beeindruckend.
Nachdem wir uns alles in Ruhe anschauen konnten, haben
wir eines der Waisenkinder in einem sich außerhalb von Mbouda befindlichem
Krankenhaus besucht. Das Kind wurde vor ein paar Tagen (vor unserem Ankommen)
traurigerweise von einem Motorrad angefahren und musste zunächst im Krankenhaus
in Mbouda behandelt werden. Da es sich aber um eine schlimmere
Schädelbasisfraktur handelt, musste das Kind in eine andere Klinik gebracht und
dort operiert werden. Die Fahrt dorthin dauerte ca. 35 bis 40 Minuten. Dort
angekommen haben wir glücklicherweise erfahren, dass die OP gut verlief. Wie
lange das Kind noch im Krankenhaus bleiben muss, ist unklar. Außerdem sind noch
Rechnungen und einige Rezepte offen, die zeitnah bezahlt werden müssen.
Christian wird das mit dem Vorstand klären, damit der Verein aus der Rücklage
die Kosten für die medizinische Versorgung der Kinder übernimmt.
Viele Grüße
Christian und Maik
26.04.2024
An unserem letzten gemeinsamen Arbeitstag haben wir den
Tag damit begonnen, dass wir uns nochmals mit dem verantwortlichen Koordinator
für die Nutztier- und
Landwirtschaftsprojekte zusammengesetzt haben. Wir wollten uns
erkundigen, wie die jeweils 5.000 € für die einzelnen Projekte in den letzten
zwei Jahren genau genutzt worden sind und ob das Geld für die geplanten
Tätigkeiten gereicht hat. Er erklärte uns erst einmal, dass die Leute
überglücklich über die Spenden aus Deutschland sind und gar nicht wissen, wie
sie ihren Dank zum Ausdruck bringen sollen. Zudem hat er uns gesagt, dass die
Leute neben den von Spenden finanzierten Geldern auch viele aufkommende
Probleme selbst stemmen wollen, da sie nicht um noch mehr Geld bitten wollen. Ein Beispiel dafür ist, dass uns die Leute zunächst gar nicht von zwei kranken Kindern erzählt haben, da sie dachten, sie könnten für
die Rechnungen selbst aufkommen. Weil die Rechnungen aber zu hoch sind, mussten
sie uns dann doch um Hilfe bitten.
Des Weiteren wurde uns berichtet, dass die Leute aus dem
Dorf, welche ein Nutztier bekommen, im Vorfeld vom Koordinator beurteilt
werden. Je nachdem, wie seine Beurteilung ausfällt, erhalten die entsprechenden
Dorfbewohner eine bestimmte Art von Nutztier, wie z. B. eine Ziege, ein Schwein
o. ä.. Wenn die Beurteilung negativ ausfällt, sodass die Person nicht geeignet
ist, um ein Nutztier gut zu pflegen, bekommt diese auch keines. Der Koordinator
kann die Personen deswegen so gut beurteilen, weil er Beamter war, der sich um
die gesamten Geburtsurkunden der Kinder gekümmert hat und somit fast alle
Familien in dem Dorf persönlich kennt.
Christian sagte ihm am Anfang, dass er 20 Leute für das
Nutztierprojekt und 20 Leute für die Landwirtschaftsprojekte auswählen soll. Da
die Projekte so gut verliefen, sind es aufgeteilt auf beide Projekte
mittlerweile schon insgesamt 80 Dorfbewohner, die von den ursprünglichen
Spenden profitieren und ihren Unterhalt finanzieren können. Bei den beiden
Projekten läuft es dabei so ab, dass die Leute, die mehr Nutztiere besitzen,
mit der Zeit einzelne Nachkommen an die Leute abgeben, die noch keine oder nur
sehr wenige besitzen. Gerade bei dem
Nutztierprojekt läuft es in diesem Jahr sehr gut, da sich einer der Bauern, wie
bereits berichtet, dazu bereiterklärt hat, das Tierfutter für die anderen
gratis bereitzustellen. Dafür hatte der Bauer von den gespendeten 5.000 € ca. die
Hälfte bekommen. Zudem können die Nachkommen alle von den restlichen 2.500 € zu
einem fairen Preis erworben werden.
Darüber hinaus wurde noch das Anliegen an uns herangetragen,
dass es wünschenswert wäre, wenn das Haus der Sonne und die Straße abends von
Laternen beleuchtet würden. Mir ist dabei schon an den letzten Abenden
aufgefallen, dass draußen fast gar keine Beleuchtung existiert, was leider auch
zu dem Motorradunfall eines unserer Waisenkinder geführt hatte. Deswegen wird
ein Kostenvoranschlag für diesen Wunsch erstellt und mit dem Vorstand in
Deutschland durchgesprochen.
Nachdem wir alle wichtigen Punkte besprochen hatten,
haben wir noch einige Worte mit dem Schneider Bertin ausgetauscht. Er hat uns
von seinem Schicksal erzählt. Dass er aufgrund seiner Krankheit, die mit vielen
offenen Wunden am Körper verbunden ist, als Kind ausgestoßen und von uns
aufgenommen wurde. Dabei sind alle positiv überrascht, da Bertin sich sehr gut
entwickelt hat und auch die Krankheit mittlerweile besiegt wurde. Der Verein
hat ihm somit durch seine Unterstützung, vor allem auch durch die Bezahlung der
Schulkleidung und die Begleitung der Kinder wieder zurück zu einem normalen
Leben verholfen. Dazu kann er sich nun durch seine Tätigkeit als Schneider
selbst finanzieren. Auf diese Leistung können der gesamte Verein und der Pate
aus Deutschland mehr als nur stolz sein.
Das einzige, was wir jetzt noch von ihm erwarten, ist, dass er so
weitermacht, wie auch bisher.
Weiterhin hat uns Brigitte mitgeteilt, dass sie am Tag
zuvor für die Paten Porträtfotos von den Kindern, wie auch von uns erwartet,
gemacht hatte, da Christian und ich den ganzen Tag unterwegs waren.
Danach mussten wir außerplanmäßig eines der Waisenkinder
zum Arzt bringen, da dem Kind dauerhaft ohne Grund die Tränen kamen. Im Verlauf
des Tages wurde leider festgestellt, dass das Kind nicht nur eine Brille
benötigt, sondern trotz negativem Testergebnis alle Anzeichen von Malaria
zeigt. Weiterhin wurde bei ihr festgestellt, dass sie Typhus hat. Aus diesen
Gründen müssen wir für sie zur Behandlung Medikamente und eine Brille im Wert
von ca. 275 € vorfinanzieren.
Nachdem wir das Kind weggebracht hatten, haben wir uns in
der Stadt mit einem Beamten vom Katasteramt getroffen. Dort angekommen, haben
wir uns den Lageplan mit allen wichtigen Informationen zu der Liegenschaft, auf
der das Waisenhaus und das Bildungszentrum errichtet werden sollen, geben
lassen. Dabei handelt es sich um eine Gesamtgrundstücksgröße von 1.353 m², die
Christian selbst in Bameboro, einem Ort in Mbouda, gehören. Der Geotechniker,
der für uns gestern alle Messungen durchgeführt hatte, braucht diesen
Lageplan für seine Arbeit und die Dokumentation. Außerdem haben wir
festgestellt, dass wir für unser weiteres Bauvorhaben und damit verbundene
administrative Vorgänge immer jeweils zwei Genehmigungen, z. B.
Baugenehmigungen, benötigen. Dies liegt darin begründet, dass wir zwei Gebäude
auf dem Grundstück errichten wollen. Einerseits das Waisenhaus und andererseits
das Bildungszentrum. Während wir uns noch mit dem Beamten über unsere Pläne und
generell über unseren Verein unterhalten haben, hatte er uns noch mitgeteilt,
dass er unser Vorhaben sehr gut findet, da es zurzeit kein einziges Waisenhaus
in der Nähe gibt, obwohl genügend Kinder eins benötigen würden. Umso mehr freut
es ihn, dass wir dieses Projekt realisieren wollen. Deswegen helfen uns die
Leute vom Katasteramt auch so schnell wie möglich.
Nachdem wir beim Katasteramt alles regeln konnten, haben
wir uns mit dem kamerunischen Vertreter vom Haus der Sonne in seinem Chefferie
(= Häuptlingsgebäude) getroffen, das gleichzeitig der Ort für die wöchentlich
stattfindenden Volksversammlungen ist. Er ist gestern ebenfalls nach Mbouda
gereist. Auf dem Weg dorthin habe ich festgestellt, wie
anstrengend der Weg ist, wenn die richtigen Straßen aufhören und man sich nur
noch auf unbefestigten Wegen befindet. Christian sagte mir, dass die Straßen erst
vor einem Jahr erbaut wurden und dass vorher alle Wege unbefestigt waren.
Dadurch brauchte man teilweise für wenige Kilometer mehrere Stunden, da man
höchstens mit Schrittgeschwindigkeit fahren kann. Sobald es regnete, kam man
mit dem Auto überhaupt nicht mehr weiter.
Zum Umweltprojekt erzählte uns der Vertreter, dass er die Motorräder am
Dienstag beide ohne Probleme zulassen konnte. Den Termin beim Bürgermeister,
bei dem über die möglichen geeigneten Orte für einen fünften Brunnen gesprochen
werden sollte, wurde dafür noch einmal um eine Woche nach hinten verschoben.
Dies hat den Grund, dass der Vertreter den Ort gerne zusammen mit Christian
festlegen möchte. Da Christian ab morgen wieder in Yaoundé sein wird, nehmen
die beiden den Termin kommende Woche wahr.
Wir haben die Gelegenheit des Besuchs ebenfalls dazu
genutzt, uns mit dem kamerunischen Vertreter über seinen äußerst
beeindruckenden beruflichen und persönlichen Werdegang zu unterhalten. Dabei
durfte ich ihm selber einige Fragen stellen. Mich hatte dabei vor allem
interessiert, wie er zu seiner Position gekommen ist und was er in seinem Leben
noch gerne machen würde. Auch hatte mich interessiert, was er sich in Bezug auf
den Verein und auf die Spenden noch von den Leuten aus Europa wünschen würde.
Daraufhin hatte er mir erklärt, dass er die Situation, so wie sie jetzt ist,
sehr schön findet. Er selbst kann den Menschen helfen und merkt selbst, dass
sich die Mitglieder des Vereins untereinander alle unterstützen und gemeinsam
dafür sorgen, dass jedes Jahr neue Projekte realisiert werden können. Solange
das so weiter geht, ist er zufrieden.
Er zeigte mir außerdem Fotos und hat mir geschildert,
dass er bis zu seiner Rente der oberste Verwaltungsbeamte des Landrats war,
dauerhaft von Security und Leibwächtern umgeben war, und an vielen Orten als
Kommandeur berufen wurde. Weiterhin hat er erzählt, welche Projekte er während
seiner Amtszeit alle realisieren konnte. Dazu gehörte z. B., dass er als Chef
der Stadt Bafia dafür gesorgt hat, dass dort überall Brunnen mit frischem
Wasser zur Verfügung stehen. Dafür ist er sogar extra zum EU-Parlament gereist,
um dort einen Vertrag für ein Hilfspaket auszuhandeln. Außerdem hat er in
Mbouda dafür gesorgt, dass überall Stromleitungen verlegt werden, damit jeder
Haushalt die Möglichkeit hat, Strom zu beziehen. Bei den Erzählungen ist mir
nochmals klar geworden, dass es eine ziemlich große Ehre ist, sich über die
letzten zwei Wochen beinahe jeden Tag mit einer so angesehenen und wichtigen
Persönlichkeit zu treffen und die Zeit mit ihm so zu verbringen, als würde man
sich schon lange kennen. Das zeigt nur, wie bodenständig er trotz seiner
Position ist und dass er allen Menschen auf Augenhöhe entgegentritt. Für den
Verein ist er auch deswegen eine sehr wichtige Person, da er oftmals von seinem
eigenen Geld in Vorkasse geht, bis alle Nachweise und Kostenvoranschläge von
der Bank überprüft wurden, was oftmals mehrere Wochen andauern kann. Wie
bereits vor ein paar Tagen berichtet, hängt das vor allem mit neuen Gesetzen
zur Bekämpfung von Geldwäsche zusammen.
Nach unserem Gespräch konnte ich mir auch noch den
vierten Brunnen anschauen, da dieser vor dem Gebäude am Dorfplatz steht. Dieser
Brunnen wurde, zeitlich betrachtet, als zweiter Brunnen errichtet. Die ganze
Zeit über waren sehr viele Kinder an dem Brunnen, die sich Wasser in Kanister
abgefüllt haben. Christian erzählte mir zudem, dass im Dorf lediglich ein
kleiner Fluss zur Verfügung stand, von dem die Leute ihr Trinkwasser holen
konnten. Man kann sich gut vorstellen, welche hygienische Qualität das Wasser
hatte und wie oft dadurch Krankheiten entstanden. Die Leute aus der Umgebung
sind deswegen unendlich froh darüber, dass dieser Brunnen errichtet wurde. Man
merkte generell bei jedem einzelnen Brunnen, was für eine große Hilfe frisches
Trinkwasser für die Leute darstellt. Deswegen an dieser Stelle nochmals ein
großes Dankeschön an die einzelnen Spender der Brunnen. Trotzdem ist mir
aufgefallen, dass noch genügend Orte in Mbouda existieren, wo weitere Brunnen
sinnvoll wären. Christian bejahte dies, hat aber angemerkt, dass wir vorher
zunächst auch in Yaoundé einzelne Projekte realisieren müssen, damit das
Innenministerium nicht denkt, dass wir uns ausschließlich um Mbouda kümmern
würden.
Wieder zuhause angekommen, hat Christian sich etwas Besonderes
für den vorerst letzten Tag in Mbouda einfallen lassen. Zusammen haben wir
wieder Kekse, andere Süßigkeiten und Getränke für die Kinder des Hauses der
Sonne eingekauft. Außerdem hat Christian aus Deutschland einige Geschenke
mitgebracht. Wir haben die Schulbänke nach draußen geholt und zuerst die
Süßigkeiten und Getränke an die Kinder verteilt. Danach hat Christian alle Kleidungsstücke und Spielsachen an einzelne Kinder verteilt. Dabei hat
er selbstverständlich darauf geachtet, dass jeder ungefähr das gleiche bekommt.
Auch die Erzieher und Betreuer haben Kleinigkeiten bekommen. Leider konnten
nicht alle Kinder teilnehmen, da die älteren Jugendlichen an diesem Tag eine
Sportprüfung absolvierten. Auch der Schuldirektor, der sonst immer Nachhilfe
gibt, konnte aus diesem Grund nicht dabei sein. Alle anwesenden Kinder haben
diese Geste sehr wertgeschätzt und sich über alle Sachen gefreut, die sie
bekommen haben.
Nachdem wir alle Sachen verteilt haben, haben wir uns
noch die Briefe, die wir von dem E-Kurs der Gesamtschule Kempen erhalten haben,
durchgelesen. Zusammen mit den anwesenden Kindern haben wir alle Fragen
beantwortet und werden diese in einem separaten Beitrag veröffentlichen.
Viele Grüße
Christian und Maik
Schlussbericht zur Kamerun-Reise 2024 von Maik Scheef
Nach nun genau zwei Wochen bin ich wieder in Deutschland
gelandet und muss sagen, dass ich in den letzten zwei Wochen sehr viele sowohl
positive als auch (leider) negative Erfahrungen in Kamerun gemacht habe.
Prinzipiell war es für mich das erste Mal eine Reise nach Afrika, ohne dass man
sich lediglich in Hotels oder Touristengebieten aufhält. Ich wollte mir dabei
selbst ein Bild bzw. Eindruck von den Leuten, den Waisenkindern und generell
den Arbeiten des Vereins machen. Um mich komplett unvoreingenommen auf alles
einzulassen, habe ich mich vorab auch kaum über das Land informiert.
Nachdem wir den ersten Tag in Yaoundé verbracht hatten,
wurde mir direkt bewusst, dass es sich um eine ganz andere Kultur und um eine
ganz andere Lebensweise der Menschen handelt, wie man es aus Europa, speziell Deutschland,
nicht gewohnt ist.
Im Vergleich zu Deutschland muss man sagen, dass der
Straßenverkehr ein reines Abenteuer darstellt. Glücklicherweise wusste
Christian das. Deswegen hatten wir während der ganzen zwei Wochen einen
Chauffeur, der uns überall hingefahren hat. Nur einige wenige Male ist
Christian selbst gefahren. Der Straßenverkehr ist deswegen so abenteuerlich,
weil die Leute zwar alle offiziell einen Führerschein haben, aber welche
Verkehrsregeln dort wirklich existieren, ist mir bis heute ein Rätsel. Auf
eigentlich zweispurigen Straßen sind plötzlich vier Autos nebeneinander, man
wird von links und rechts überholt, fährt Slalom an Autos vorbei, die im Stau
stehen, damit man rechtzeitig zu Terminen kommt und währenddessen wird einfach
im Sekundentakt von allen Seiten gehupt, damit die Leute wissen, dass sie jetzt
überholt werden. Ampeln sind ebenfalls nur in sehr spärlichem Umfang vorhanden
und wenn man eine rote Ampel sieht, gilt diese meistens trotzdem nur als
Dekoration. Außerdem fährt man häufig einfach in die Abgaswolken des
vorausfahrenden Autos rein, was wahrscheinlich dem geschuldet ist, dass die
Autos, die schon älter als 20 Jahre sind und in Europa als nicht mehr
fahrtüchtig eingestuft werden, in Kamerun auf den Straßen unterwegs sind. Was
den Straßenverkehr anbelangt bleibt das Highlight aber, dass ein
Regierungswagen aufgrund von Stau einfach von der Gegenspur über den Bordstein
auf die eigene Spur fährt (hierzulande „Geisterfahrer“ genannt) und mit seiner
Lichthupe signalisiert, dass die Leute den Weg freimachen sollen. Ich muss aber dazusagen, dass man sich sehr schnell an
den Verkehr gewöhnt und auch, dass wir innerhalb der zwei Wochen nicht einen
Unfall hatten, was wir sicherlich dem Chauffeur zu verdanken haben.
Was mich am Straßenverkehr allerdings gestört hat, ist,
dass man einerseits in den größeren Städten unendlich lange im Stau steht und
teilweise mehrere Stunden für ein paar Kilometer benötigt, als auch
andererseits die Tatsache, dass abseits der wirklichen Hauptwege überhaupt
keine Straßen existieren. Das hat den Nachteil, dass man auch hier bei den
unebenen Wegen höchstens mit Schrittgeschwindigkeit fahren kann und somit auch
wieder sehr lange braucht, um irgendwo hinzukommen. Und ohne Auto ist man in
Kamerun sowieso komplett aufgeschmissen. Dabei habe ich auf dem Weg von Yaoundé
nach Mbouda festgestellt, dass tatsächlich viele Kinder aus kleineren Dörfern
kilometerlang laufen müssen, um zur nächsten Schule zu kommen. Ich finde diese
Punkte deswegen so störend, weil ich selbst miterlebt habe, wie viele Stunden
man mit Autofahrten verschwendet, um zu irgendwelchen Behörden oder Ämtern zu
fahren, um dort dann innerhalb von ein paar Minuten seine Sachen zu erledigen.
Dass die Kinder aus kleineren Dörfern dann noch den halben Tag entweder zur
Schule oder zum nächsten Brunnen laufen, fand ich persönlich wirklich sehr
bedauerlich. Hier bremst sich das Land meiner Meinung nach leider selbst
ziemlich aus, weil einfach noch viel zu viele Menschen unterversorgt sind, was
die wirklich existenzielle Grundbedürfnisse anbelangt. Eine bessere
Infrastruktur, mehr Brunnen und mehr Schulen würden sicherlich schon viel dafür
tun, dass das Land, ökonomisch betrachtet, viel schneller wachsen kann.
Neben dem Straßenverkehr merkt man auch sehr schnell,
dass die ganze Kultur eine andere ist. Auf den Straßen sind bspw. überall
Straßenhändler (traurigerweise auch viele Kinder) unterwegs, die einem
Lebensmittel o. ä. einfach im Auto verkaufen, während man im Stau steht.
Außerdem ist es ganz üblich, dass man den ganzen Tag über Früchte, Fleisch oder
andere Lebensmittel einfach auf der Straße bei Straßenhändlern kauft, die einem
frisch zubereitet werden. Das Essen ist dabei, finde ich, sehr interessant.
Neben Früchten, wie Mangos, Ananas, Wassermelone oder Bananen und den gängigen
Fleisch- und Fischsorten werden sehr viele Gerichte aus Pflanzen / Gemüse
zubereitet und gegessen. Während der zwei Wochen habe ich alles probiert, was
gekocht wurde und muss sagen, dass mir die meisten Sachen sehr gut geschmeckt haben,
obwohl ich gar nicht wusste, was genau für Zutaten verwendet worden sind, da es
die meisten so in Europa gar nicht gibt. Mir ist aber aufgefallen, dass sich
die Leute in Kamerun intuitiv sehr gesund und ausgewogen ernähren (zumindest
die, die es sich leisten können). Oft werden dabei auch Reis- /
Kartoffelgerichte oder Kochbananen gegessen. Lediglich die „Achu-Suppe“ hat mir
nicht so gut geschmeckt. Wenn man sich beim Essen und Trinken noch an die
gängigen Hygieneregeln hält, verträgt man das Essen auch ziemlich gut. Nur von
Rohmilch kann ich aus eigener Erfahrung eher abraten…
Abseits von dem Essen und der kulturellen Lebensweise ist
mir sehr positiv aufgefallen, dass die Leute in Kamerun super gastfreundlich
sind. Ich habe mir während der gesamten Zeit kein einziges Mal Sorgen machen
müssen, obwohl man augenscheinlich gesehen hat, dass ich aus Europa stamme und
dementsprechend, zumindest im Vergleich, wahrscheinlich „wohlhabender“ bin.
Außerdem mussten wir oftmals nach dem Weg fragen und ausnahmslos jeder war
total hilfsbereit und hat uns versucht zu helfen, wo es nur geht. Fairerweise
muss ich generell dazu sagen, dass wir spät abends aber auch nicht in
irgendwelchen „Brennpunkten“ unterwegs waren, wobei das in Deutschland oder
anderen europäischen Ländern nicht anders ist. Auf der anderen Seite muss man
auch erwähnen, dass Pünktlichkeit in Kamerun nicht existiert und genau
gegenteilig zu Deutschland ist. Oftmals mussten wir über eine Stunde auf Leute
warten, mit denen wir eigentlich Termine hatten.
Bezüglich der Leute, die ich aus Christians Umfeld
kennengelernt habe, kann ich auch nur bestätigen, dass alle sehr offen und nett
waren. Oftmals haben wir sogar mit Personen Zeit verbracht, die sehr hohe
Positionen haben und sehr angesehen sind, wie z. B. einem Oberkommissar, dem
Chef von Mbouda oder auch generell der Familie von Christian, die alle Teil
einer Adelsfamilie sind. Dabei waren alle sehr bodenständig, haben sich mit mir
unterhalten, als würden wir uns schon lange kennen und haben sich sehr gut und
fürsorglich um mich gekümmert. Zum Beispiel fand ich es sehr beachtlich, dass
der Chef von Mbouda nach unserem Besuch im Waisenhaus in Yaoundé mit uns
zusammen in eine normale Bar gegangen ist und sich auch in Mbouda extra nochmal
die Zeit genommen hat, um sich mit uns an einem der letzten Tage zu treffen und
lange zu unterhalten.
Was mir während der gesamten Zeit aber auch aufgefallen
ist, ist die traurige Tatsache, dass das Armutsverhältnis in Kamerun eher genau
umgekehrt ist, wie in Deutschland. Während ich gesehen habe, dass bspw. in der
Bank, bei der wir waren, auch MacBooks stehen, habe ich im Gegenzug Leute
kennengelernt, die fast mitten im Busch komplett ohne Strom leben, was für
jeden Europäer unvorstellbar wäre. Ich hatte zunehmend das Gefühl, dass in
Kamerun ungefähr 5 % der Menschen wirklich fast wie in europäischen
Verhältnissen und somit sehr luxuriös leben und nochmal ungefähr 10-15 %
„wohlhabend sind“. Damit meine ich, dass sie normale Wohnungen, eine Dusche,
eine uns bekannte Toilette usw. besitzen. Im Gegensatz zu Europa würden diese
10-15 % aber wahrscheinlich trotzdem als arm gelten. Daneben ist die traurige
Wahrheit, dass der Rest, sprich gefühlt 80-85 % der Menschen, einfach nur Tag
für Tag ums Überleben kämpfen. Dabei geht es ihnen nicht darum, Geld für
irgendwelche „Luxusgüter“ anzusparen, sondern sie versuchen den ganzen Tag über
ein paar CFA-Franc (Landeswährung) zu verdienen, um sich wenigstens Essen
kaufen zu können. Dabei gehören die Leute, die sich am Tag 2-3 x eine warme Mahlzeit
leisten können, schon zu den sehr wohlhabenden Menschen. Dass wir für die
Kinder im Haus der Sonne also täglich eine warme Mahlzeit zur Verfügung stellen
können, ist in Kamerun bspw. auch alles andere als gewöhnlich. Das ist für mich
und sicherlich viele Menschen in Europa weitestgehend einfach unvorstellbar.
Dabei ist mir trotz der großen Armut aufgefallen, dass
die Lebenshaltungskosten teilweise gar nicht so niedrig sind, wie gedacht.
Beispielsweise Sprit kostet umgerechnet ca. 1.30 € pro Liter, was bei der
zwingenden Notwendigkeit und dem geringen Einkommen von gerade einmal
durchschnittlich ein paar tausend Euro pro Jahr exorbitant hoch ist. Vor allem
importierte Waren sind viel zu teuer, als dass sich diese ein
Durchschnittsbürger aus Kamerun leisten könnte. Ich habe z. B. im Supermarkt
gesehen, dass normale Mundspülung knapp 10 € pro Flasche kostet und somit
deutlich teurer ist als hier in Deutschland, obwohl das Einkommen so viel
geringer ist. Bei den selbst im Land hergestellten Produkten ist mir hingegen
aufgefallen, dass diese wieder sehr günstig sind. Für umgerechnet ein paar Euro
konnten wir allen Kindern (~50-60 an den Tagen) in Mbouda Brote oder anderes
Gebäck beim Bäcker kaufen.
Bezüglich der Landschaft Kameruns kann ich nur sagen,
dass das Land viel grüner und der Westen bergiger ist, als gedacht. Zudem ist
die Landschaft zwischen den einzelnen Städten in großen Teilen sehr schön und
auch ziemlich erholsam. Für jeden Naturliebhaber / Wanderer wäre das auf jeden
Fall ein guter Tipp.
Was die Kirche bzw. Religion anbelangt, ist es in Kamerun
genau so, wie ich es auch erwartet hatte. Im Vergleich zu europäischen Ländern
spielen die Kirche und Religion hier noch eine zentrale und maßgebliche Rolle.
Das hat man bspw. sehr deutlich bei der Einweihung des vierten Brunnens
gemerkt, bei dem extra ein Priester eingeladen wurde, der eine Predigt gehalten
hat und sowohl die Spender als auch die anwesenden Vereinsvertreter gesegnet
hat. In seiner Rede hat der Priester z. B. erwähnt, dass es ein Geschenk Gottes
sein muss, dass genau dieses Dorf ausgewählt wurde, um dort einen Brunnen zu
errichten. Ich finde persönlich, dass es überhaupt nicht verwunderlich ist,
dass der Glaube gerade in solchen armen Ländern, wo die Not am größten ist,
noch eine große Rolle spielt.
Was mir während meiner Reise in Bezug auf die
Vereinsmitglieder aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass alle am Verein
Beteiligten bzw. alle Personen in Kamerun, die sich mit der Philosophie und den
Zielen des Vereins identifizieren können, mit voller Leidenschaft dabei sind
und helfen, wo sie nur können. Man merkt, wie viel Leidenschaft und Herzblut
die Leute in die einzelnen Projekte stecken, um den Menschen einen Gefallen zu
tun. Hier steht der Mensch wirklich voll und ganz im Mittelpunkt. Und das
völlig ohne Gegenleistung. Dabei ist mir persönlich auch bewusst geworden, dass
viele Leute in ärmeren Ländern häufig für Sachen unendlich dankbar sind, die
für uns Europäer mehr als nur selbstverständlich sind. Dazu gehören
beispielsweise frisches Trinkwasser, Essen, kleine Spielsachen oder auch
einfach ein gemeinsamer Tagesausflug.
Die letzten Sätze können dabei auch nur annähernd
beschreiben, wie ich dabei Christian in den letzten zwei Wochen kennengelernt
habe. Mir war im Vorhinein völlig bewusst, dass er sich gut um mich kümmern
würde und dass ich mir in Bezug auf die Reise keine Sorgen machen muss. Hätte
ich nicht schon von Anfang an Vertrauen in ihn gehabt, wäre ich diese Reise
niemals angetreten. Doch während der ganzen Gespräche ist mir klar geworden,
dass Christian jetzt seit bereits sechs Jahren seinen Urlaub und generell viel
seiner Zeit aufbringt, um die Projekte und das Haus der Sonne voranzutreiben.
Und das trotz der Tatsache, dass er hier in Deutschland neben der normalen
Arbeit noch Box- und Taekwondo-Trainer ist. Dabei habe ich festgestellt, dass,
auch wenn das ganze sehr anstrengend für ihn ist (was ich aus meiner Erfahrung
schon nach nur zwei Wochen bestätigen kann), er trotzdem am Ende eines jeden
Tages glücklich darüber ist, dass er anderen Menschen helfen konnte. Und ich
denke, dass die meisten Leute, wie auch ich selbst, gar keine Vorstellung davon
haben, was für eine Menge an Arbeit wirklich hinter der Verwirklichung der
Projekte vor Ort steht. Das ganze funktioniert meiner Meinung nach auch nur
deswegen so gut, weil es Christian wirklich mit voller Freude erfüllt, wenn er
es durch eines der Projekte wieder geschafft hat, anderen Menschen zu einem
besseren Leben zu verhelfen und ihnen eine Freude zu machen. Würde er nicht zu
100 % hinter dem Ganzen stehen, würde das, denke ich, nicht schon so lange und
so gut funktionieren.
Abschließend kann ich nur jedem, der offen für Neues ist
und sich auch einen Eindruck von den Projekten vor Ort machen möchte, ans Herz
legen, Christian zu begleiten. Dabei kann man nicht nur viele Erfahrungen über
eine andere Kultur dazu gewinnen, sondern man merkt auch, wie schön es sein
kann, anderen Menschen eine Freude zu bereiten.
Viele Grüße
Maik